Lehrveranstaltung von Jana Stöxen, M.A.

Bachelor-Seminar: Migration personifizieren. Kulturelle Figuren zwischen Zuschreibung und Aneignung

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  • Institut für Empirische Kulturwissenschaft, HS 01 008, Maximilianstraße 15, 79100 Freiburg

Mittwochs, 16 – 18:00 c.t.

‚Heimatvertriebene‘, ‚Bootsflüchtlinge‘, ‚Kopftuchmädchen‘, ‚kleine Paschas‘. Die kulturellen Figuren im Migrationskontext sind vielfältig, manchmal schillernd, häufig aber auch stigmatisierend. Als „Hybride aus Fiktion und Realität“ (Wietschorke & Ege 2023, S. 12.) trugen und tragen sie zum „gesellschaftliche[n] Sprechen und Schreiben über Migration“ (Oltmer 2024)  bei. Gleichwohl sind sie in politischen und medialen Diskursen dominant, bleiben aber dort analytisch in vielen Fällen blass und bieten so ein Einfallstor für populistische Narrative.

Der kulturwissenschaftlichen Bearbeitung dieses Phänomens zwischen Zuschreibungen und subjektiven Aneignungen ist daher dieses Seminar gewidmet: Das Seminar nimmt insbesondere Fallbeispiele in den Blick, die einen Bezug zum östlichen Europa aufweisen – angefangen mit der Geschichte der sog. ‚Heimatvertriebenen‘ über die ‚Spätaussiedler‘ bis hin zur ‚Strebermigrantin‘ (vgl. Smechowski 2017) – ist aber nicht darauf limitiert. Wir fragen danach, wer in der deutschen Migrationsgesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart als Topos prominent auftaucht – und wer nicht, wie individuelle Eigenschaften und kollektive Muster zu Bildern verwoben werden, und wie dies von den Akteur:innen selbst sowie ihrer jeweiligen Umgebung rezipiert wird. Wo entstehen dabei Diskrepanzen zwischen (Fremd-)Darstellung und Erfahrung und wie können diese im Rahmen einer Empirischen Kulturwissenschaft erforscht werden, die den Blick etwa auf Erzählmuster, Performanzen und subjektive Sinnzuschreibungen lenkt? Im Seminar erproben wir unterschiedliche Strategien, um kulturelle Figuren der Migration über die reine Begriffsgeschichte hinaus ‚lesbar‘ (vgl. Habit et al. 2023, S. 10.) zu machen und die Kollektivbegriffe so um eine reflexive Perspektive zu ergänzen.

Ethnografische Zugänge sind dabei ebenso erwünscht wie historisch-archivalische (etwa auf Basis der auf das östliche Europa bezogenen Archivbestände des IKDE) und medienanalytische Herangehensweisen.