Quartalston 1/2025

Tonarchiv IVDE Freiburg, Band 525-I, aufgenommen in Schwenningen, 9.3.1963.

Vom Wegmüssen

In Berichten, Erzählungen und Liedern vom erzwungenen Verlassen der Heimat – sei es wegen Evakuierung, Flucht oder Vertreibung – spielt das Mitnehmen-Können und das Zurücklassen-Müssen stets eine wichtige Rolle. Es wird über Verlorenes räsoniert, das Fehlen von Notwendigem wird bedauert, es werden aber auch abenteuerliche Geschichten von der Rettung einzelner Dinge „aus der Heimat“ erzählt.   

In dem hier auszugsweise vorgestellten Abschiedslied „Leise sinkt der Abend nieder“ singt ein 70 Jahre alter Ausgesiedelter aus dem Banat von der letzten Nacht und dem letzten Morgen „daheim“. Das Lied berichtet von einer schlaflosen Nacht, von einem letzten Rundgang durch den elterlichen Hof, vom Abschiednehmen von der Heimat. Der Sänger reflektiert den ehemaligen Besitz, den traurigen Abschied und die Ungewissheit des Ziels der nun zwangsweise anzutretenden Reise. Er berichtet auch von der „letzten Habe“, die auf dem „Transport“ häufig noch dezimiert wurde und trauert dem Zurückgelassenen nach. 

Literatur: Gottfried Habenicht: Leid im Lied. Südost- und ostdeutsche Lagerlieder und Lieder von Flucht, Vertreibung und Verschleppung. Freiburg 1996, S. 250–253.

Was mitgebracht wird, zählt

Reisende werden häufig nach ihrem Gepäck beurteilt, auch die, die unfreiwillig fort sind von daheim. Menge und Art des Gepäcks sind ausschlaggebend für die Einschätzung der Fremden. Je weniger man über sie weiß, je weniger man ihre Sprache versteht oder ihre Erzählungen einordnen kann, desto eher beurteilt man sie und die Länder, aus denen sie kommen, nach dem mitgebrachten materiellen und immateriellen Gepäck. Dieses kann die Integration erleichtern, kann ihr aber auch im Wege stehen.

Tonarchiv: Elisabeth Fendl