Quartalsbild 3/2024

Eine Gruppe von Menschen steht an einer Treppe und schaut in die Kamera.
Gruppenaufnahme des Vorstands der Vereinigung der Dobrudscha-Deutschen in Chicago und der Mannschaft des Fußball-Clubs Chicago Kickers sowie einigen Frauen auf den Treppen des Kapitols in Washington D. C. im Oktober 1969. Nachlass Otto Klett / Johannes Niermann. Bildarchiv des IKDE, Inv. Nr. Ak00045.

Ein Fußball-Fest für alle

Die 1957 gegründete „Vereinigung der Dobrudschaner in Chicago“ war von Anfang an eng mit dem Sportclub „Chicago Kickers“ verbunden, dessen Spieler fast ausnahmslos Dobrudschadeutsche aus dem Ort Karamurat waren. Obwohl man dort – wie man lesen kann – diesen Sport nicht betrieben hat und die Karamurater das Fußballspielen angeblich erst im Lager (kennen-)lernten (Müller, S. 379), entwickelte sich die Mannschaft sehr schnell. Im Juli 1966 gewann sie den Meistertitel der amerikanischen Amateur-Liga. Belohnung dieser Leistung war eine Einladung nach Washington.

Die Fotografie zeigt 48 Mitglieder der „Vereinigung der Dobrudscha-Deutschen“ und der „Chicago Kickers“ auf den Stufen des Capitols im Oktober 1969. Sie stellt eine Erinnerung an die Einladung in die Hauptstadt dar. Die Ehre, im Weißen Haus empfangen zu werden, wurde den „Chicago Kickers“ als erster Fußballmannschaft zuteil. 

Am 3. Oktober gegen Mittag in Washington angekommen, wurden die Gäste im Bus zum Capitol gebracht und dort durch Congressman Puccinski empfangen. Dieser erläuterte ihnen das Verhältnis der Amerikaner zum Fußball bzw. zum football:

 

„Congressman Puccinski versicherte bei dem darauffolgenden luncheon, daß dem Fußball, wie wir ihn von Deutschland kennen, fortan auch von der amerikanischen Regierung größere Beachtung geschenkt werde. Unter Fußball verstehen die Amerikaner nämlich ein anderes Spiel, bei dem ein ovaler Ball benützt wird. Die Mannschaften suchen sich mit allen Mitteln den Ball gegenseitig wegzunehmen. Damit sie sich dabei nicht den Kopf einschlagen oder sich die Knochen brechen, tragen sie einen Schutzhelm und Polsterungen auf Armen und Beinen. Sie sehen dabei wie vermummte Ritter oder wie Astronauten aus."

(Menges 167).

Bei der folgenden Senatssitzung lernten die Gäste u.a. Senator Edward Kennedy kennen. Es folgten Besichtigungen und eine Stadtrundfahrt, danach ein Abendessen im Bayerischen Restaurant und am nächsten Tag ein Besuch des Weißen Hauses und der Präsidentenresidenz. 

 

Literatur:

Hieronymus Menges: Meine Amerika-Reise im September und Oktober 1969, in: Jahrbuch der Dobrudschadeutschen 1971, S. 157–178.
Johannes Florian Müller: Ostdeutsches Schicksal am Schwarzen Meer, Kraftisried 1981.

 

Text: Elisabeth Fendl

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