Bekanntmachung

Neu im Team

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Portraitfoto von Jana Stöxen

Seit Anfang September wird das Team des IKDE durch Jana Stöxen verstärkt. In einem kurzen Interview erfahren Sie mehr über ihre Arbeitsschwerpunkte.

 

Liebe Frau Stöxen, noch einmal ein herzliches Willkommen im IKDE. Sie sind nun schon seit ein paar Wochen am Haus. Welcher akademische Weg hat Sie ans Institut geführt? 
Vielen Dank! Ja, seit Anfang September bin ich nun hier. Als ich 2017 durch einen Zufall für ein Erasmus-Semester aus Halle (Saale) nach Cluj-Napoca / Klausenburg (Rumänien) gegangen bin, war das so noch nicht absehbar, dass sich mein inhaltlicher Schwerpunkt in dieser Region ausbilden sollte. Aber dann habe ich Rumänisch gelernt, habe daran auch mein weiteres Studium in Regensburg ausgerichtet, meine Masterarbeit über Wohnen und Nachbarschaft in einem postsozialistischen Plattenbau in Bukarest geschrieben (und dort auch währenddessen gewohnt) und mich dann für mein ethnografisches Dissertationsprojekt zu transnationaler Migration auf die Republik Moldau fokussiert. Im Nachhinein liest sich das nun alles ganz als logische Chronologie, aber das war es nicht von Anfang an und ich bin froh, dass aus einem ersten Auslandsaufenthalt Schritt für Schritt nun die Stelle hier erwachsen ist.

Ethnografie – oder: Feldforschung – gilt ja als einer der Kerne unseres Fachs und prägte auch die Arbeit unseres Instituts von Anfang an. Welche Szene aus Ihrer Arbeit ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? 
Da gibt es viele sehr spannende und schöne Begegnungen, u.a. ein moldauisch-orthodoxes Osterfest, auf dem ich im Westen des Landes bei einer Familie zu Gast war und erstmal mit der überbordenden  Gastfreundschaft zurecht kommen musste. Am intensivsten war aber wohl meine Erkundung der praktischen Migrationsinfrastrukturen, der Busnetzwerke zwischen der Republik Moldau und Deutschland: Ich habe dabei versucht, den Weg der Migrierenden auch physisch nachzuvollziehen und war gut 40 Stunden mit ihnen in einem Reisebus unterwegs. Besonders die Art ihres Gepäcks hat mich dabei beeindruckt: Viele transportieren ihre Dinge nicht in Koffern, sondern in robusten Plastiktaschen – den Red-White-Blue Bags. Darin bringen sie nicht nur moldauische Lebensmittel nach Deutschland und im Gegenzug deutsche Konsumgüter als Geschenke für ihre Familien in Moldau mit; in den Taschen steckt weit mehr: In ihnen materialisieren sich Migrationsbiografien und die daran geknüpften Hoffnungen. Insofern ist es mehr als aufschlussreich, inwiefern dieses „kulturelle Gepäck“ in heutigen Migrationsrealitäten, aber eben auch mit Blick auf andere, historische Migrationsformen – etwa die Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkriegs – uns viel über die Sinnstiftungen und Wünsche von Menschen verrät, in deren Leben Mobilität (zwangsläufig) eine Rolle spielt.

Ihr bisheriger Eindruck vom IKDE: Gibt es hier im Haus etwas, in dem sich für Sie das Institut kristallisiert?
Das Tonarchiv – nicht nur, weil das nun in meiner Zuständigkeit liegt. Ich habe ja auch bisher selbst viel mit Interviews gearbeitet, aber habe gar nicht damit gerechnet, auf so viele und inhaltlich wie dialektal vielfältige, anknüpfungsfähige Audioquellen zu stoßen. Natürlich stand es um forschungsethische Überlegungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch ganz anders, aber ich glaube, das fasst den Kern des Instituts und seiner Geschichte ganz gut zusammen: Eine reiche Quellenbasis, für die es etwas Fingerspitzengefühl braucht – jedenfalls eine Herausforderung, mit der ich nun einen Umgang zu finden suche.

Welchen Themen möchten Sie sich in Zukunft widmen? Was sind Ihre Pläne für die nächsten Monate am Institut?
Gerade bin ich auf der Zielgeraden meines Dissertationsprojekts und mir schwebt vor, das gegenwartsbezogene Thema der Migration zwischen Moldau und Deutschland an die Themen des Instituts anzudocken. Im Hinblick auf die Herkunftsbezüge von Moldauer:innen heute sind die Heimatbilder, die Deutsche des östlichen Europa in ihren mündlichen und schriftlichen Zeugnissen zeichnen, oft gar nicht so unähnlich. Ich denke, dass ein Vergleich der Hintergründe und Strukturelemente da ein guter Brückenschlag sein könnte. Gerade auch im Digitalen liegen da viele Möglichkeiten, das Erzählen über Vergangenes auch über neue Zugänge zu erfassen und seine Dynamik so angemessen zu repräsentieren. Ein erster Vorgeschmack auf diese Gemeinschaftsbildungen wird sicherlich unsere nächste Jahrestagung sein.
Außerdem freue ich mich auch darauf, die Verbindungen nach Rumänien und vielleicht sogar auch in die Republik Moldau weiter auszubauen. Und ansonsten merke ich: Ich fange gerade erst an.